Simon Schöfl
Ungewöhnliche Wetterlage im Mittelmeer: Droht ein „Medicane“?
Aktuell lässt sich im Mittelmeerraum rund um Italien eine interessante, aber potenziell gefährliche Wetterlage beobachten. Ein kleines Tiefdruckgebiet sorgt derzeit in der nördlichen Adria für heftige Gewitter, die sich möglicherweise zu einem kleinräumigen Wirbelsturm entwickeln könnten. In den kommenden Tagen zieht dieses Tief weiter nach Süditalien. Über dem Tyrrhenischen Meer könnte sich laut einigen Wettermodellen ein kleiner Wirbelsturm bilden. Dabei drohen kräftige Gewitter sowie Stark- bis Dauerregen entlang der Küsten – mit lokalem Überflutungsrisiko, insbesondere in Kampanien und auf Sizilien. Für Norditalien (insbesondere die Lombardei) und Süditalien rund um Neapel bestehen bereits Wetterwarnungen.
Was steckt dahinter?
Solche Stürme werden im Mittelmeerraum oft als „Medicanes" bezeichnet – ähneln tropischen Wirbelstürmen wie den Hurrikans im Atlantik. Sie sind jedoch wesentlich kleiner, kurzlebiger (meist nur 1–2 Tage) und entstehen unter anderen Bedingungen: Sie bilden sich, wenn kalte Höhenluft auf warmes Mittelmeerwasser trifft.
Typischerweise treten Medicanes im Spätsommer oder Herbst auf, wenn das Mittelmeer durch die Sommermonate stark aufgeheizt ist und besonders viel Energie zur Verfügung steht. Dieses Phänomen im Frühsommer ist daher ungewöhnlich – aber nicht ausgeschlossen.
Ob sich tatsächlich eine medicaneartige Struktur bildet, wie es einige Wettermodelle andeuten, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass örtlich mit heftigem Starkregen zu rechnen ist. Das liegt auch daran, dass sich das Tief nur langsam verlagert und Gewitterzellen stationär große Regenmengen abladen können. Verstärkt wird dies durch das gebirgige Terrain Süditaliens, das die Wolken zum Abregnen zwingt und die Hochwassergefahr erhöht.
Der weitere Verlauf:
Am Dienstag verlagert sich das Tief von Norditalien über die Toskana bis ins Tyrrhenische Meer zwischen Sardinien und Süditalien. Dabei ist im Inland mit kräftigen Gewittern zu rechnen. Ab Mittwoch intensiviert sich das Tief über dem Tyrrhenischen Meer und beginnt, sich zu drehen. Bis Donnerstag wird es langsam Richtung Sizilien und weiter nach Tunesien ziehen. Voraussichtlich löst es sich zum Samstag im südlichen Mittelmeer auf.