Alexander Uffelmann
Wassermassen in Norditalien – die Lage ist sehr angespannt!
Im Norden Italiens und an den französischen Alpen werden in den kommenden Tagen enorme Niederschlagsmengen erwartet. Binnen weniger Stunden soll hier regional die Hälfte der durchschnittlichen Jahresmenge an Niederschlag fallen, wodurch die Flusspegel rasant ansteigen werden und Hochwasser bereits vorprogrammiert sind.
Wo fällt der meiste Regen?
Den aktuellsten Berechnungen zufolge liegt der Schwerpunkt des größten Niederschlags nun etwas weiter westlich als vor einigen Tagen noch prognostiziert wurde. Statt Südtirol soll es nun vor allem die Westalpen auf Italienischer und Französischer Seite treffen. Auch in der südlichen Schweiz muss mit extremen Niederschlagsmengen gerechnet werden. Weiter östlich sind weiterhin zwar große Regenmengen bis zu 70 L/m² bis Ostersonntag angekündigt, jedoch soll der meiste Regen mit bis zu 340 L/m² in den Westalpen und der westlichen Poebene fallen. Zum Vergleich: Bei der Ahrtal-Flut 2021 wurden in der Spitze 254 L/m² gemessen. Auch auf Korsika sind Regenmengen um und über 100 L/m² bis Ostersonntag durchaus möglich. Die stärksten Niederschläge sollen ab dem heutigen Abend immer weiter zunehmen und etwa bis zum Freitagabend andauern. Währenddessen regnet oder schneit es in den betroffenen Regionen nahezu pausenlos. Ab Samstag klingen die Niederschläge dann wohl langsam wieder ab. Verursacht wird diese markante Lage durch ein für die Region außergewöhnlich kräftiges Tief über dem Golf von Genua, welches sich nur sehr langsam ostwärts bewegt.
Alpen werden mit Schnee zugeschüttet
In den Alpen droht noch eine weitere Gefahr: Oberhalb von 1000 bis 1500 Meter werden enorme Schneemassen erwartet. Dort fällt der gesamte Niederschlag in Form von Schnee, wodurch die Gefahr von Sturzfluten und Hochwasser im Tiefland zwar etwas verringert wird, jedoch eine massive Lawinengefahr besteht. Gerade im Übergangsbereich zwischen Schneeregen und Schnee kann der fallende Schnee zudem sehr nass sein, wodurch sich die Lawinengefahr nochmals erhöht. Auch Schneebruch wird in den Wäldern durch den vielen nassen Schnee wieder ein Thema. Oberhalb von 1500 Meter muss regional mit Neuschneemengen über zwei Meter gerechnet werden. In den Südalpen war der bisherige Winter allerdings sehr schneearm, daher ist der viele Neuschnee nicht nur Fluch, sondern auch Segen: Die Gletscher werden durch die dicke Schneeschicht länger vor der Sonnenstrahlung geschützt und es ist wieder ausreichend Schmelzwasser für die Flüsse vorhanden.
Poebene besonders Hochwassergefährdet
Insbesondere die Poebene im Norden Italiens ist für Hochwassersituationen sehr ungünstig gelegen. Durch die Alpen, die sich nördlich und westlich der Ebene erstrecken, kann sehr viel Wasser über die Flüsse in die Poebene gelangen. Auch im Süden kann von den Apenninen viel Regenwasser abfließen. Fällt im gesamten Gebiet sehr viel Niederschlag, addiert sich die Wassermenge somit zusammen, wodurch flächendeckend mit Hochwasser gerechnet werden muss. Dazu ist die Region rund um Turin und Mailand sehr flach, sodass ausufernde Flüsse über große Flächen Schaden anrichten können.