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3D-Meteorologie oder der Grund für das freundliche Wetter momentan

Der Mai zeigt nun, gegen Ende des Monats, endlich seine frühsommerliche Seite. Dieses freundliche Wetter ist meteorologisch betrachtet zumeist etwas langweiliger, als starke Tiefdruckgebiete, denn es passiert eigentlich nur wenig Sichtbares in der Atmosphäre.

Dennoch ist es vielleicht recht interessant, sich die derzeitige Wetterlage einmal etwas genauer zu betrachten und die Frage zu stellen: Weshalb haben wir gerade solch gutes Wetter? Der erste Schritt, den man als Meteorologe unternimmt ist, dass man sich die großskaligen Drucksysteme in größerer Höhe betrachtet. In einer Höhe von ca. 500hPa (6km) überwiegen nämlich planetare Strömungen, die aus den Temperaturunterschieden zwischen dem Äquator und den Polgegenden sowie der Erdrotation entstehen. Diese Winde wehen stark von Westen nach Osten, geraten aber auch immer wieder in eine Wellenbewegung und haben starken Einfluss auf das Wetter am Boden. Betrachtet man sich das gegenwärtige Bild der Drucksysteme auf 500hPa Höhe, so zeigt sich, dass sich Mitteleuropa momentan auf der Rückseite eines Höhentroges befindet. Auf der Rückseite von Höhentrogen bilden sich am Boden Hochdruckgebiete aus oder werden verstärkt, weil es zu Absinkbewegungen kommt. Die Luft, die aus der Höhe nach unten strömt, erhöht am Boden den Luftdruck und ist zudem sehr trocken, sodass sich keine Wolken bilden und es zudem trocken bleibt. Man spricht dann von einem sogenannten „dynamischen Hochdruckgebiet". Vergleicht man zudem die derzeitige Situation mit der Situation von vor 3 Wochen, so fällt auf, dass sich die Welle auf 500hPa grundsätzlich weiter nach Norden verschoben hat, wir in Mitteleuropa also eher unterhalb des Einflusses wärmerer Luftmassen liegen. Generell begünstigt die derzeitige Lage in der Höhe also das Ausbilden von Hochdruckgebieten am Boden.

Als zweiten Schritt wird meist der Luftdruck auf Bodenniveau betrachtet. Dabei zeigt sich, dass sich tatsächlich ein Hochdruckgebiet vom Atlantik westlich von Großbritannien über Dänemark und Mitteleuropa bis in den Osten der Ukraine hinein gebildet hat. Dessen Zentrum, in dem der höchste Luftdruck vorliegt, befindet sich dabei, wie es zu erwarten war, leicht versetzt hinter dem bereits erwähnten Höhentrog. Solche Drucksysteme sind meistens sehr stabil, da das Hochdruckgebiet am Boden durch die Wechselwirkung mit der planetaren Welle in der Höhe so lange verstärkt wird, wie sich der Höhentrog auf dessen Vorderseite befindet. Die planetare Welle selbst ist allerdings generell, momentan und wohl auch in den nächsten Tagen sehr stabil.

Aus diesem Grund liegt bei uns derzeit und auch in den kommenden Tagen noch frühsommerliches Wetter vor.