Johannes Graf
Vier Giganten am Wetterhimmel – Die mächtigsten Wettermodelle der Welt im Vergleich
Ob es um den nächsten Regenschauer, ein drohendes Sturmtief oder die langfristige Klimaentwicklung geht – hinter jeder Wettervorhersage stecken gigantische Rechenoperationen. Meteorolog:innen verlassen sich dabei nicht auf ein einzelnes Modell, sondern auf mehrere große, global arbeitende Wettermodelle. Die bekanntesten und derzeit führenden Vertreter sind GFS, ECMWF, ICON und GEM. Jedes Modell hat seine Stärken, Eigenheiten und regionalen Besonderheiten. Gemeinsam bilden sie das Rückgrat moderner Wetterprognosen – und liefern oft erstaunlich unterschiedliche Szenarien für ein und denselben Tag.
1. Die vier Modelle im Überblick
GFS (Global Forecast System) wird vom US-amerikanischen Wetterdienst NOAA betrieben. Es ist frei verfügbar und wird viermal täglich aktualisiert – ein Arbeitstier unter den Wettermodellen.
ECMWF (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) gilt als „Goldstandard" für mittelfristige Prognosen. Seine enorme Rechenleistung und Datenfülle machen es besonders zuverlässig – allerdings ist der volle Datensatz kostenpflichtig.
ICON (Icosahedral Nonhydrostatic) ist das deutsche Spitzenmodell des DWD. Es punktet mit hoher Auflösung und einer modernen Gitterstruktur, die besonders präzise Detailvorhersagen erlaubt.
GEM (Global Environmental Multiscale Model) stammt aus Kanada und wird vom Environment and Climate Change Canada betrieben. Es ist flexibel einsetzbar – vom globalen Maßstab bis zu regionalen Spezialprognosen.
2. Warum sie oft unterschiedlicher Meinung sind
Trotz gemeinsamer Ziele liefern die vier Modelle oft überraschend verschiedene Vorhersagen. Der Grund: Jedes Modell nutzt eigene physikalische Annahmen, mathematische Verfahren und Startdaten. Schon minimale Unterschiede zu Beginn der Berechnungen können dazu führen, dass ein Tiefdruckgebiet in einem Modell zwei Tage früher eintrifft als in einem anderen.
Meteorolog:innen vergleichen deshalb stets mehrere Modelle, um Trends zu erkennen. Stimmen GFS, ECMWF, ICON und GEM überein, ist die Prognose meist sehr verlässlich. Weichen sie stark voneinander ab, heißt es: erhöhte Unsicherheit – und für Wetterfans besonders spannend.