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Explosiv und unentschlossen: Was die Wetterlage so schwierig macht

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Der Sommer macht, was er will – nur keine gute Laune. Statt Sonne satt gibt's in den nächsten Tagen jede Menge Regen, Blitz und Donner. Ein Tief nach dem anderen tanzt ĂĽber Deutschland und wirbelt unser Wetter durcheinander. Schon am Donnerstag kommt der nächste Dämpfer: feuchte Luft strömt aus SĂĽden herein, die SchwĂĽle steigt, Gewitter knallen. Vor allem im SĂĽden und SĂĽdosten kann es richtig schĂĽtten – mit Starkregen und Hagel. Dort bleibt es auch deutlich kĂĽhler, während im Norden immerhin noch bis zu 28 Grad drin sind.

Am Freitag und Samstag dreht ein Tief aus dem Mittelmeer voll auf. Besonders an den Alpen wird es nass und gewittrig, während sich im Westen langsam die Sonne blicken lässt. Ein Sommertag? Nur da, wo es mal trocken bleibt – ansonsten viel Grau und Blitze.

Sonntag? Neues Tief! Aus Westen rollt die nächste Regenladung an. Schauer, Gewitter, und wieder schwül-warme Luft, die uns das Atmen schwer macht.

Montag bis Mittwoch: kurze Pause! Ein kleiner Hochdruckkeil bringt Sonne und sommerliche Temperaturen. Doch schon am Mittwoch schleicht sich von Norden die nächste Kaltfront an – gebremst zwar, aber nicht gestoppt.

Donnerstag dann wieder das gewohnte Bild: feuchte Luft im Süden, neue Gewitter, Starkregen möglich.

​🌪️ „Was passiert da oben eigentlich? Warum uns die Atmosphäre so narrt"

Wenn man in diesen Tagen den Blick nach oben richtet, sieht der Himmel oft so aus, als wisse er selbst nicht, was er will: hier ein Streifen Blau, dort wulstige Quellwolken, dahinter schon wieder finstere Regenwände. Genau dieses Chaos spiegelt die dynamische Lage in der Atmosphäre wider, die wir gerade aushalten müssen.

Über Mitteleuropa fehlt schlicht der „Chef im Ring". Ein kräftiges Atlantikhoch blockiert die Westströmung und zwingt die Tiefs auf krumme Bahnen über Nord- und Osteuropa oder durch das Mittelmeer. Über Deutschland liegt stattdessen eine gradientschwache Zone — ohne klare Druckgegensätze, mit wenig Wind, aber mit reichlich Feuchtigkeit.

In der Höhe schlängelt sich ein gewaltiger Trog von Skandinavien bis Spanien und sorgt für instabile, hochreichend feuchte Luft. Diese Luft ist wie ein gespanntes Gummiband: Sie enthält genug Energie und Wasser, um bei jedem kleinen Anstoß Schauer und Gewitter zu entladen. Schon ein kleines Höhentief — wie aktuell über der Adria — reicht aus, um Gewitterserien loszutreten. Dazu fehlt der „Durchzug", weil der Wind in der Höhe schwach bleibt und die Luftmassen hier regelrecht festhängen.

Auch die Temperaturunterschiede zwischen Boden und Höhe liefern ständig Zündstoff. Während in 850 hPa nur 9–12 Grad herrschen, heizt die Sonne am Boden stellenweise auf bis zu 28 Grad. Das macht die Atmosphäre labil, und bei solchen Spannungen reicht manchmal schon eine harmlose Quellwolke, um binnen Minuten in ein Gewitter zu kippen.

Das Mittelmeertief, das sich jetzt „eindreht", ist typisch für diese Lage. Es saugt feuchte Luft aus Süden an und schiebt sie gegen kühlere Luft aus Nordwesten. Über dem Süden und Südosten Deutschlands kommt es dabei zu länger anhaltendem Starkregen — gewittrig durchsetzt und lokal mit Unwetterpotenzial.

Zwischendurch versucht sich immer wieder ein kleiner Hochdruckkeil durchzusetzen, der für einen Tag Ruhe sorgt. Doch die Tiefs stehen schon in der Warteschlange und nutzen die Lücken gnadenlos aus. So bleibt die Dynamik hoch, die Luft feucht und die Sonne muss sich jeden Auftritt mühsam erkämpfen.

🌞 Ausblick: 

Die Atmosphäre ist derzeit eine aufreibende Wetterküche: heiß, feucht, explosiv. Hochs und Tiefs rangeln über unseren Köpfen, der Trog in der Höhe hält alles labil und die Sommertemperaturen gedämpft. Das Ergebnis ist ein Sommer, der ständig zwischen schön und schrecklich schwankt — und der uns noch ein paar Tage auf Trab halten wird.