Johannes Graf
Wenn der Winter zögert – Wetterdrama zwischen Atlantik und Polarwirbel
Der frühe Winter hat in den letzten Tagen eindrucksvoll gezeigt, wozu er fähig ist: klirrende Kälte, immer wieder Schneefall und ein Hauch von Adventsmagie in der Luft. Doch ausgerechnet jetzt, wo viele den Schnee gern als ständigen Begleiter durch die Vorweihnachtszeit hätten, beginnt sich die Großwetterlage erneut zu drehen. Zwischen Hoffnung auf Winterwunder und der Realität wechselhafter Modelle startet ein regelrechtes Wetterdrama – und das hat es in sich.
Atlantik gegen Winter – die Großwetterlage stellt sich um
Die frühwinterlichen Kapriolen verabschieden sich vorerst. Über dem Atlantik formiert sich höchstwahrscheinlich ein kraftvoller Mix aus Azorenhoch und Islandtief – ein Duo, das als regelrechter Winter-Killer in Mitteleuropa gilt. Diese Druckgebilde lenken milde, feuchte Luftmassen nach Deutschland und versetzen uns in eine typische Westlage.
Das bedeutet:
- In tieferen Lagen Regen statt Schnee,
- in den höheren Regionen nur zwischendurch mal winterliche Akzente,
- insgesamt aber milde Temperaturen, weit entfernt von echtem Flachlandwinter.
Vor allem das amerikanische Wettermodell deutet genau diesen Trend für den Start in den Dezember an. Für viele klingt das nach: „Das war's dann wohl mit Winter erst einmal."
Doch ganz so einfach ist es nicht.
Das große Aber – der Polarwirbel schwankt gewaltig
Seit Wochen richten Meteorologen den Blick immer wieder auf den Polarwirbel, das winterliche Herzstück der Nordhalbkugel. Doch jetzt Ende November kam dieser regelrecht ins Taumeln: Die Zonalwinde in rund 36 Kilometern Höhe – normalerweise stabil von West nach Ost – drohten sich fast vollständig umzudrehen. Eine nahezu vollzogene Windumkehr ist ein starkes Zeichen für einen gestörten Polarwirbel.
Und ein gestörter Polarwirbel hat Folgen:
- Er wird instabil,
- kann ausbrechen,
- und Kaltluft weit nach Mitteleuropa drücken.
Genau dieses „Fast-Umkippen" könnte uns also im Laufe des Dezembers noch überraschen. Deshalb heißt es jetzt: Abwarten, nicht abschreiben!
Die kommenden zwei Wochen werden entscheidend. Sollten die Modelle kippen, könnte ab Mitte Dezember durchaus wieder kälteres Wetter nach Deutschland zurückkehren. Sicher ist das nicht – aber möglich.